Marquardt & Streck: Aus dem Leben eines Elektrikers

»Wir sind schneller da, als Ihr FI auslöst«

Marquardt & Streck: Aus dem Elektriker-Alltag

Elektriker-Geschichten

Der Stromdieb

Marquardt & Streck Geschichte Der Stromdieb

Kein Licht, kein Strom, wir kommen schon …
… oder warum Elektriker manchmal schnell laufen müssen.

Normalerweise werden wir immer dann gerufen, wenn der Strom ausfällt. Aber es gibt auch Kunden, die uns rufen, um ihn abzustellen.

Eines Abends während der Fußball-WM, kurz vor Beginn des Spiels Deutschland gegen Brasilien: Wir werden von der Notdienstzentrale in eine kleine Wohnsiedlung mitten in Hamburg gerufen, um einem Bewohner, der sich unerlaubt an das Treppenhauslicht angeklemmt hat, den Strom abzuschalten. Der Mann hat seine Stromrechnung nicht bezahlt, will sich das Fußballspiel jedoch trotzdem nicht entgehen lassen.

Mäßig erfreut, rücken wir aus, um den Auftrag zu erledigen. Mittlerweile ist das Spiel in vollem Gange und wir tun, wie uns aufgetragen ist. Plötzlich geht die Tür der Wohnung auf und ein Schrank von einem Kerl erscheint im Treppenhaus, wo er uns mit dem abgeschnittenen Ende seines Kabels in der Hand vorfindet.

Seine Statur erinnert an die des großen Bruders von Sylvester Stallone und der Anker mit der barbusigen Nixe auf seinem Oberarm wächst zu beträchtlicher Größe, während sein Halsumfang deutlich anschwillt. Jubel in der Nachbarwohnung brandet auf: Das 2:0 für Deutschland. Mit Zornesröte im Gesicht – einer reifen Tomate nicht unähnlich – schreit der Schrank uns Schläge androhend an, wenn wir nicht unverzüglich dafür sorgen, ihm den Strom wieder einzuschalten.

Unsererseits besteht definitiv kein Diskussionsbedarf. Wir nehmen unsere Beine in die Hand und laufen – zum erneuten Jubel des 3:0 – gefühlt um unser Leben und zu unserem Fahrzeug. Seine Flüche verfolgen uns, werden aber, als wir mit quietschenden Reifen abfahren, vom kollektiven Torjubel zum 4:0 für Deutschland erstickt …

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Grasgeflüster

Marquardt & Streck Geschichte Grasgeflüster

Warum es besser ist, frisch rasiert und frisiert und niemals in Zivil zu einem Notdiensteinsatz zu fahren …

Oder: Die Polizei, Dein Freund und Helfer.

Wochenende, 8.00 Uhr morgens: Notdiensteinsatz in einer Reihenhaussiedlung in Hamburg. Verschlafen schreibe ich mir die Daten auf, die mir telefonisch durchgegeben werden. Die Polizei benötigt dringend und schnell die Hilfe eines Elektrikers für einen Einsatz in einem Mietshaus.„Näheres vor Ort. Bitte kommen Sie sofort!“

Eilig springe ich nur noch schnell in meine Wochenend-Gartenarbeitsklamotte und hetze los. In der kleinen Straße parken drei Streifenwagen, zwei Zivilfahrzeuge mit Saugnapf-Blaulicht, ein Mannschaftswagen und ein Container-LKW der Polizei.

Ich schnappe mir ein paar Werkzeuge und schlendere los – unrasiert, ungewaschen und mit meinen abgerockten Gartenklamotten. Als ich das Haus betrete, schaue ich in zwei verwunderte Augenpaare und bevor ich mich noch vorstellen kann, liege ich mit dem Bauch nach unten und auf den Rücken gedrehten Armen auf dem Fliesenboden. Den nun folgenden Satz des Zivilpolizisten an seinen Kollegen werde ich wohl nie vergessen:

„Hier ist noch einer von denen!“

Nach einem weiteren kurzen Moment darf ich dann aber doch mein Anliegen erklären, was eine herzliche Entschuldigung zur Folge hat. Ich werde in den Keller des Hauses geführt und stehe plötzlich in einer beeindruckenden Hanfplantage. Die Kabel, Leuchten, Lüfter und der Beregnungscomputer müssen abgeklemmt werden, damit die Beamten alles sicherstellen können.

Mit einem verschmitzten Lächeln verabschieden mich schließlich die Polizisten und geben mir mit auf den Weg, das nächste Mal doch besser rasiert und frisiert in Arbeitskleidung zu erscheinen …

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Der Fahrstuhl

Marquardt & Streck Geschichte Der Fahrstuhl

Der Fahrstuhl ist kaputt …
... oder: Elektriker mit Herz!

An einem Freitagabend klingelt das Telefon. Es ist die Notdienstzentrale mit einem etwas anderen Einsatz:

In einem Hochhaus sei der Fahrstuhl ausgefallen. Die Reparatur sollte voraussichtlich erst am Montag erfolgen. Normalerweise nicht unser Ding, aber dieser Fall lag anders …

Für die gehbehinderte alte Dame in der 7. Etage ist die Situation ohne Fahrstuhl ein ernsthaftes Problem. Nicht nur, dass der Weg zu ihrer Wohnung über die Treppe für sie allein schon ziemlich beschwerlich ist – nein, sie hat auch noch einen altersschwachen Hund, der natürlich bald mal Gassi gehen muss. Weil sie im Haus Niemanden, der Ihr hätte helfen können, findet, ruft die alte Dame in ihrer Verzweiflung die Notfallnummer ihres Vermieters an. Natürlich will man dort gern helfen, weiß aber verständlicherweise nicht wie.

Also klingelt das Telefon bei uns: „Können Sie uns irgendwie helfen?“ Sein Werkzeug braucht unser Mann diesmal nicht. Er fährt los und holt den altersschwachen Pudel bei der alten Dame ab, trägt ihn die sieben Treppen hinunter und macht einen kleinen Spaziergang … das war aber auch höchste Zeit!

Dann trägt er den erleichterten Hund wieder in die 7. Etage hinauf. Mit glänzenden Augen nimmt die Pensionärin ihren kleinen Schatz in Empfang, erzählte ein paar nette Anekdoten aus ihrem Leben und bedankt sich bei unserem Elektriker aufs Herzlichste.

Wir haben jemandem eine Freude gemacht. Gern geschehen!

 

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Unter Beoachtung

Marquardt & Streck Geschichte Unter Beobachtung

Man kann nie wissen …

Die Polizei, Dein Freund und Helfer – oder: Wer hilft hier wem?

Eines Nachmittags kommt ein mittelalter Herr in unsere Firma und stellt sich bei unserer Sekretärin als Kriminalbeamter vor. Sein Anliegen sei von großer Wichtigkeit und er wolle den Chef sprechen. Nachdem er sich ausgewiesen hat, bringt unsere Sekretärin den Beamten zu mir.

Er beginnt, mir ein paar Fragen bezüglich unserer Firmenfahrzeuge zu stellen: Ob wir regelmäßig in dieser und jener Straße des Viertels arbeiten würden, die Gesellen die Autos mit nach Hause nähmen oder diese in der Firma blieben und ob alle Wagen an diesem Wochenende gebraucht würden. Zum Schluss fragt er, ob wir grundsätzlich bereit wären, die Kriminalpolizei zu unterstützen.

Auf so eine Begegnung bin ich nicht vorbereitet. Ich finde die Fragen total irritierend, dabei ist am Ende alles ganz einfach: Die Kripo braucht ein unauffälliges Fahrzeug für eine verdeckte Ermittlung. Das Auto soll in den betreffenden Straßen regelmäßig parken und somit keinen Verdacht erregen – am besten ein Firmenfahrzeug mit Aufschrift. So war der Mann auf uns gekommen. Meine Frage, ob wir denn als Gegenleistung beim Falschparken von der Staatsmacht ignoriert werden könnten, lehnt er leider ab.

Von diesem Moment an steht für mehrere Wochenenden ein Firmenwagen von uns in unserem Bezirk. In dem Fahrzeug observierende Beamte, vielleicht sogar als Elektriker oder Klempner verkleidet.

Also aufgepasst! Wer etwas zu verbergen hat oder den Weg von Recht und Ordnung zu verlassen gedenkt, achtet besser am Wochenende auf Fahrzeuge aus unserem Fuhrpark vor seinem Haus. Man kann nie wissen …

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